· 

Stinksauer auf 's Pferd ?

Kurz vor Weihnachten

hatte mich der Stress voll im Griff. Morgens erwachte ich schon mit

Kopfschmerzen, mein Haushalt sah aus, als ob eine Bombe eingeschlagen

hätte, das Wetter war regnerisch. Die Kinder hatte ihre letzten

Arbeiten in der Schule geschrieben und verharrten nun im Chill-Modus.

Keine guten

Voraussetzungen für ein sinnvolles Reittraining mit meinen Pferden.

Also entschloss ich mich, meiner Stute Lotta eine kurze und knackige

Equikinetic- Sequenz zu verpassen. Prima! Eine schnelle Einheit mit

Gymnastizierungseffekt und effektiven Bauch und Rückentraining.

Schnell waren die Gassen aufgebaut, das Pferd geputzt und fertig

gemacht. Die ersten 6 von 8 Zyklen lief die Stute locker und

engagiert ihre Runden. Super-nur noch einmal je Hand !

Aber Lotta wäre nicht Lotta, wenn sie die Chance zum Rennen verstreichen ließe.

Sie nahm ein Knacken im Gebüsch zum Anlass, über den Platz zu schießen. Sie trabte im Stechtrab über den Platz und zog tiefe Spuren durch meinen

Textilplatz :-(

Mein Unmut und mein Unverständnis stiegen von Runde zu Runde ! Meine Körperspannung und -haltung trugen leider auch nicht zur Beruhigung des Pferdes und der Situation bei, so dass alles ziehen und schimpfen meine Lotta wenig

beeindruckte. Sie rannte einfach weiter.

Nun kenne ich meine „Trulla“ schon ein wenig länger und mein Kopf argumentierte: In Zeiten ohne Koppelgang muss sich Pferd auch mal austoben und laufen

bis man nicht mehr kann und will.

Das Beste ist in solchen Situationen ganz ruhig zu bleiben und sie kontrolliert

„laufen zu lassen“. Wenn Lotta ihre Energie und ihre Power raus gelassen hat, wird sie in der Regel von ganz alleine ruhiger und zufriedener.

Mein Bauchgefühl wollte an diesem Tag aber lieber das „Rumpelstilzchen“-Programm…

Ich war sauer und ungehalten und verlor für diesen Tag den Führungsanspruch und das Vertrauen des Pferdes.

Was also tun, wenn die „Welle der negativen Emotionen“ über dich herein bricht ?

Die erste Reaktion ist eine kurze „Musterunterbrechung“- macht eine am besten völlig irrelevante Bewegung kombiniert mit einem Wort ! Ich hab mir angewöhnt, mich mit dem Oberkörper ganz weit nach vorne zu beugen.

Wenn ich am Boden stehe, bis zu den Fußspitzen, wenn ich auf dem Pferd sitze bis zur Brust des Pferdes. Mein Wort ist „Zaubertrank“-deiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt….

Der nächste Schritt ist ein tiefes Durchatmen und die Situation von außen zu betrachten. Tritt ruhig wirklich einen Schritt zur Seite oder steige vom Pferd

ab. Wie sieht die Situation nun aus ? Warum reagiere ich so ? Was sind die Ursachen ? Was ist der Auslöser ? Liegt es an meiner (falschen oder zu hohen ) Erwartungshaltung ? Ist der Auslöser erst einmal identifiziert, dann kann man diesen aktiv verändern.

Eine weitere Methode ist die Distanzierung von der Situation. Manchmal will eine Lektion einfach nicht klappen oder das Pferd springt immer in einer Ecke weg.

Bevor man in Rage gerät und mental und körperlich verkrampft, belässt man das Problem bei dem Pferd: „ Das ist dein Problem Pferd – nicht meins ! Ich arbeite ganz konzentriert weiter an Lektion xy oder reite in der besagten Ecke ein Schulter herein oder Schenkelweichen. Hier darf es gerne für das Pferd anstrengend werden. Aufmerksames Arbeiten wird sofort mit einem Nachgeben oder Zügel lang lassen belohnt.

Ein sehr effektiver Trick sind meine „Mut-Karten“. Dies sind kleine stabile Kärtchen mit schönen Naturmotiven auf der Vorderseite und Platz für ein

Schlagwort auf der Rückseite. Ich setze diese Karten gerne in Situationen ein, bei denen negative Gefühle unerwünscht und positive Emotionen und Ressourcen gefordert sind. So tausche ich z.B. Nervosität gegen Gelassenheit.

In der oben beschriebenen Situation schreibe ich auf die Karten Ungeduld, auf die

nächste Karte Wut und auf eine weitere schlechte Laune. Diese gebe ich dann an der Bande oder schon im Stall ab. Ich gebe also symbolisch das negative Gefühl in Form der Karte ab !

Funktioniert einwandfrei ! Wichtig ist jedoch, dass man anschließend die Karte

wieder einsteckt, sonst spielt das Unterbewusstsein bald nicht mehr mit. Seit dieser Situation habe ich meine „Mut-Karten“ immer in der Reithose. So kann ich jederzeit auf meine (negativen) Gefühle reagieren.

Probiert es einfach mal aus ! Meine Kunden haben mir schon vielfach

die tolle Wirkung der Karten bestätigt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0